Projektdaten
Kategorie Energetische Sanierung
Titel HOF8
Standort Weikersheim-Schäftersheim
Planverfasser Rolf Klärle Dipl.-Ing. freier Architekt BDA
Nutzung Bürogebäude, Hebammenpraxis und zwei Seniorenwohnungen
Bruttogrundfläche 1760m²
Wohnfläche 1300 m²
Gebäudehülle 5600 m³
Beschreibung des Bauvorhabens
Der Entwicklung sich immer weiter auflösender Dorfkerne durch Verlust der ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude soll mit dem Hof8 in Schäftersheim, unter Nutzung der solchen Gebäuden innewohnenden Qualitäten und Chancen, entgegen gewirkt und beispielhaft aufgezeigt werden, dass es auch anders geht. Der ehemalige Bauernhof wurde in eine zukunftsfähige Nutzung und Architektur transformiert. Die Mischnutzung aus dem Planungsbüro der Bauherrschaft, einer Hebammenpraxis und von zwei Seniorenwohnungen beleben den Ort spürbar. Energetisch optimiert bilanziert der Hof zu einem „Plus-Energie-Hof“. Der Hof besteht aus einem Gebäudewinkel von ehem. Stall/Scheune und dem Remisengebäude sowie dem ehem. Bauernhaus. Durch den Abbruch des Schweinestalles aus den 50er Jahren wird das Bauernhaus als Solitär frei gestellt. Der Hof öffnet sich zur Bachgasse, es entsteht eine enge Verbindung zwischen Hof8 und umgebender Bebauung. Die Grundform des Hofes wird durch Abstraktion der Gebäudehüllen herausgearbeitet. In der Materialität und Anmutung der Gebäudeteile wird die Authentizität des Hofes bewahrt. In die großen Dachflächen sind PV-Module integriert, der ehemalige Wasserbrunnen dient jetzt als Quelle für die Grundwasserwärmepumpe.
Nachhaltigkeit im Bauwesen
Schon der Erhalt der Gebäude bewirkt ein hohes Maß an Nachhaltigkeit. Zudem wurden vorhandene Materialien, Kopfsteinpflaster, Altholz für Holzreparaturen, Natursteine, Treppenstufen, alte Rahmen-Füllungstüren, wieder eingebaut, auch um die Authentizität des Hofes zu bewahren. Als neues Baumaterial, insbesondere das Fassaden- und Dämmmaterial wurde ausschließlich Co²-neutrales Holz und Holzwerkstoffe verwandt. Die bestehenden Gebäude wurden grundlegend saniert. Die Gebäudehüllen sind optimal wärmegedämmt worden, um den Energiebedarf so niedrig als möglich zu halten.
Auch wurde besonders darauf geachtet, den Bestand zu schonen und damit den Anteil der grauen Energie hoch zu halten. Dämmungen aus Cellulose wurden Außen auf die Fassaden aufgebracht. Die vorhandenen Natursteinfüllungen des Fachwerkes, Lehmfüllungen der Decken und die Kellergewölbe fungieren jetzt als wärme- und feuchteregulierende Massenspeicher. Die Grundversorgung mit Wärme erfolgt über eine zentrale Grundwasserwärmepumpe, für die der ehemalige Wasserbrunnen des Hofes wieder aktiviert werden konnte und der jetzt wieder, wie früher, eine zentrale Rolle auf dem Hof einnimmt. Über ein Nahwärmenetz werden die einzelnen Gebäudeteile mit der Wärme versorgt. Eine intelligente Regelungstechnik bewirkt eine um ca. 15-20 % günstigere Ausnutzung der Heizenergie gegenüber einer konventionellen Regelung. Auf den großen Dachflächen der Scheune, Remise und Bauernhaus sind vollflächig 550 m² PV-Module angebracht. Diese Solarflächen erzeugen den gesamten Strombedarf des Hofes einschließlich der Grundwasser-Wärmepumpe und darüber hinaus noch einen deutlichen Überschuss, der ins Stromnetz eingespeist wird. Zwei Ladestationen für Elektrofahrzeuge stehen den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung. Stromsparende Geräte und Beleuchtungen wurden selbstredend eingesetzt.
Das Bürogebäude ist mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Büroräume können im Sommer auch gekühlt werden. Die Versorgung der angrenzenden Nachbarn mit Strom ist möglich und wird zurzeit mit den Angrenzern diskutiert. Ebenso ist die Einbindung einer exemplarischen Kleinwindradanlage vorgesehen. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral in den einzelnen Nutzungseinheiten in Unterstationen im Durchlaufprinzip. Warmwasserspeicher sind dadurch nicht erforderlich und eine Legionellenbildung kann ausgeschlossen werden.
Praxistauglichkeit (baukonstruktiv, funktional)
Baukonstruktiv: Geringe Eingriffe in den Bestand Wiederverwendung vorhandener Bausubstanz (Dachziegel, Natursteine, Pflastersteine, Holzfachwerk usw.) Die Gebäudehülle wurde energetisch optimiert. Funktional: Die Großzügigen Flächen in der Scheune können für alle Nutzer flexibel genutzt werden, z. B. für Feste, Ausstellungen, Theaterproben usw. Sozial: Kleinteilige Mischnutzung stärkt die Infrastruktur des Ortes. Der Hof hat Identitätsstiftende Wirkung. Bei Feiern im Ort und der Umgebung werden häufig kleine Ausflüge zum Hof8 unternommen. Der Hof ist mittlerweile eine kleine Sehenswürdigkeit
Innovation (gestalterisch, anlagentechnisch)
Gestalterisch: Reduzierung der bestehenden Gebäudeteile auf ihre Grundform. Integration der technischen Komponenten in die Architektur der Gebäude (PV-Flächen, Lüftungsanlage, Wärmepumpentechnik Baukonstruktiv: Geringe Eingriffe in den Bestand Wiederverwendung vorhandener Bausubstanz (Dachziegel, Natursteine, Pflastersteine, Holzfachwerk usw.) Die Gebäudehülle wurde energetisch optimiert.
Anlagentechnisch: Reaktivierung des ehemaligen Wasserbrunnens als Quellbrunnen für die Grundwasserwärmepumpe Geniax-Regelungstechnik zur Optimierung des Energieverbrauchs. Kleinwindräder (im Aufbau, eher symbolhaft zu sehen) Beitrag der Solaranlagen zur Energieversorgung des Gebäudes sowie Umwelteffekt 100% des Eigenbedarfes des Hof8 werden über die Solaranlage versorgt: – Grundwasserwärmepumpe (COP 4,5) – Energieversorgung Büro, Hebammenpraxis, 2 Wohnungen – 2 Elektrofahrzeuge 80 % Überschuss werden in das Stromnetz eingespeist = Plus-Energie-Hof
Zahlen und Fakten zu Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit | |
Heiztechnik | Strom |
Endenergiebedarf (des Gebäudes nach EnEV Nachweis) | 63.000 kWh |
Anzahl Gebäudebewohner | ca. 50 Bewohner und Nutzer |
Größe der installierten PV-Anlage | 81 kWp |
Prognostizierter Ertrag PV-Anlage | 2014: 80.000 kWh, 2015: 75.000 kWh, 2016: 55.000 kWh |
Größe des installierten Energiespeichers | Batterie 3 x 8 kW im Aufbau |